top of page

Drei Augenzeugen

... sind es, aus deren Perspektive der legendäre Feldzug Alexanders des Großen gegen das Perserreich geschildert wird: Hephaistion, sein bester Freund; Kleadas, sein erbittertster Feind, und als dritter der unbestechliche Beobachter Pyrrhon.

Hephaistion

Hephaistion ist eine historisch verbürgte Gestalt und den Lesern bereits aus den ersten drei Bänden wohlbekannt: als Alexanders engster Freund und Vertrauter, mehr noch: sein Alter Ego, sein zweites Ich. Niemand kann Alexanders innerste Gedanken, seine wahren Ziele und seine persönlichsten Geheimnisse so gut gekannt haben wie Hephaistion. Die ideale Person also, um als Protagonist in einem historischen Roman über Alexander, dessen Umfeld und die Ereignisse selbst Zeugnis abzulegen.

 

Über Hephaistions Charakter, seine Herkunft und sein Umfeld lässt sich jedoch aus den Quellen so gut wie nichts entnehmen. Daher musste ich seine Persönlichkeit im Roman mit fiktiven Zügen ausgestalten: Seine Familie ist erst vor zwei Generationen in Makedonien eingewandert, was ihn in der makedonischen Adelsgesellschaft anfangs zum Außenseiter stempelt. Inzwischen hat er seinen Platz gefunden. Aus der Haut fährt er jedoch immer noch regelmäßig, wenn ihm unterstellt wird, er wolle sich bei Alexander lieb Kind machen oder seine Freundschaft mit ihm zu seinem Vorteil ausnutzen.

 

Wie nicht anders zu erwarten, entwirft Hephaistion als engster Freund Alexanders in erster Linie ein eher positives Bild von ihm. Doch bei aller Loyalität hat er keine Probleme damit, Alexander den Spiegel vorzuhalten und ihm, wo nötig, offen die Meinung zu sagen. Genau so, wie er es schon in Eine Krone für Alexander und Tod in den Gärten des Midas gemacht hat .

Kleadas

Der Thebaner Kleadas hatte bereits einen kurzen Auftritt in Eine Krone für Alexander. Bei der gewaltsamen Einnahme des mächtigen und altehrwürdigen Theben im Jahr 335 v. Chr. gerät er in Gefangenschaft. Durch Zufall begegnet er Alexander  persönlich, er fleht ihn an, Theben zu schonen. Vergeblich, die Stadt wird zerstört, die überlebenden Bewohner, hauptsächlich Frauen, Kinder und Alte, werden in die Sklaverei verkauft.

 

Diese Episode taucht in der Überlieferung nur ein einziges Mal auf (bei Justinus 11, 4). Über die Person des Kleadas ist sonst nichts  bekannt, sein weiteres Schicksal liegt im Dunkeln. So drängt sich der Verdacht auf, seine Begegnung mit Alexander könnte eine Erfindung sein mit dem Ziel, die Erbarmungslosigkeit des Königs gegenüber den besiegten Thebanern zu geißeln. Demnach wäre Kleadas als fiktive Gestalt zu sehen.

​

Über seine Person konnte ich daher nach Lust und Laune fabulieren: Alexander lässt Kleadas frei, doch von nun an ist der Thebaner sein erbitterter Feind. Kleadas hasst Alexander als den „Tyrannen“, durch den seine Heimatstadt ausgelöscht, seine Tochter Phila in die Sklaverei verschleppt wurde.

 

Die Suche nach ihr ist es, die ihn immer wieder ins Lager der zahlreichen Feinde Alexanders führt. So kann Kleadas über Personen und Ereignisse berichten, von denen weder Hephaistion noch Pyrrhon wissen können. Zugleich zeichnet er Alexanders Bild kompromisslos aus der Sicht seiner Feinde.

Pyrrhon

Auch Pyrrhon ist eine historische Gestalt. Ursprünglich Maler, wurde er Schüler des Philosophen Anaxarchos und begründete später die Schule der Skeptiker. Wie der Name schon sagt, steht im Zentrum dieser Lehre der Zweifel: Über die Welt und die in ihr enthaltenen Dinge ist ihr zufolge keine gesicherte Erkenntnis möglich.

 

Als junger Mann begleitete Pyrrhon zusammen mit seinem Lehrer Anaxarchos Alexanders Feldzug nach Asien und kann daher aus erster Hand darüber berichten.

​

Wie bei Hephaistion musste ich auch bei Pyrrhon mangels Fakten auf fiktive Züge zurückgreifen: Spontan, überschwänglich und auch ein wenig naiv, betrachtet er den Krieg gegen die Perser zunächst als großes Abenteuer und Alexander als dessen strahlenden Helden. Erst nach und nach lernt Pyrrhon, hinter die Dinge zu blicken und nichts einfach als gegeben hinzunehmen. So entwickelt er sich im Lauf der Jahre zu dem Skeptiker, als der er schließlich in die Philosophiegeschichte eingehen wird.

 

Am Ende seines Lebens berichtet Pyrrhon dem Leser von seinen Erlebnissen, nicht nur aus zeitlicher Distanz, sondern auch aus der Perspektive des neutralen Beobachters. Er betrachtet Alexander und seine Epoche mit beinahe modernen Augen, ist also sozusagen der Stellvertreter des Lesers.

Aniketos - Unbesiegbar

bottom of page