top of page

ANIKETOS — UNBESIEGBAR

Vae victis -
wehe den Besiegten

Vae victis ist zwar eine Wendung aus dem Lateinischen, sie besaß aber natürlich schon lange vor den Römern ihre Gültigkeit. Nach der Schlacht von Issos 333 v. Chr. gerieten die Familien vieler persischer Würdenträger in Kriegsgefangenschaft, darunter auch die des Großkönigs selbst. Die Frauen rechneten mit dem Schlimmsten – Misshandlung, Vergewaltigung, Versklavung, Tod. Das obligatorische Schicksal von Frauen, die das Pech hatten, im Krieg in die Hände der Sieger zu fallen.

 

Die betagte Mutter des Dareios flehte Alexander um Gnade für dessen Gemahlin und Kinder an. Obwohl sie ihn dabei versehentlich beleidigte, sicherte er ihnen eine ehrenvolle Behandlung zu. Was seinen Zeitgenossen ziemlich ausgefallen vorgekommen sein muss. Allerdings hatten längst nicht alle Frauen so viel Glück, die den Soldaten Alexanders in die Hände fielen.

​

Zu den Frauen, die nach Issos in Gefangenschaft gerieten, gehörten auch Stateira, Tochter Dareios' III., Paruschat, Tochter Artaxerxes' des III., sowie Barsine aus einer angesehenen Adelsfamilie. Barsine wurde daraufhin Alexanders Geliebte. Roxane, die er einige Jahre später heiratete, fiel ihm unter den Gefangenen ins Auge, nachdem er die Festung ihres Vaters erobert hatte. Angeblich verliebte er sich spontan in sie.

​

​​324 v. Chr. ließ Alexander die sogenannte Massenhochzeit von Susa ausrichten: 80 seiner höchsten Offiziere und Würdenträger sowie 10.000 makedonische Soldaten heirateten persische Frauen. Er hatte erkannt, dass er das riesige Reich, das er erobert hatte, allein mithilfe seiner Landsleute nicht regieren konnte. Sein Ziel war es daher, eine makedonisch-persische Elite zu schaffen.

Die Hochzeit Alexanders des Großen mit Rhoxane, Fresco von Sodoma (ca. 1517)

Die Hochzeit Alexanders des Großen mit Roxane, Fresco von Sodoma (ca. 1517; Ausschnitt)

Die Familie des Dareios vor Alexander, Gemälde von Charles Le Brun (um 1660)

Die Familie des Dareios vor Alexander, Gemälde von Charles Le Brun (um 1660; Ausschnitt)

​Um seinen Anspruch auf den Thron der Achämeniden in den Augen seiner neuen persischen Untertanen zu untermauern, nahm Alexander in Susa Stateira zur Frau, die älteste Tochter des letzten Großkönigs. Gleichzeitig heiratete er bei dieser Gelegenheit Paruschat, um sich auch mit der vor Dareios regierenden Linie des Königshauses zu verbinden. Doppelt hält besser –  das muss Alexanders Kalkül in dieser Sache gewesen sein.

 

In dem historischen Roman Die Perserinnen spiegelt das Schicksal all dieser Frauen und ihrer Leidensgenossinnen das Ende des persischen Weltreichs wider. Durch ihre Augen verfolgt der Leser die Ereignisse aus der Perspektive der Besiegten: Zunächst ungläubig, dann fassungslos müssen sie den Untergang ihrer Kultur mitansehen und in der neu entstehenden Welt einen Platz finden. Nach ihren Wünschen gefragt werden sie dabei natürlich nicht. Wir können nur vermuten, was die Frauen von der Ehe mit einem der fremden Eroberer hielten.

​

​Der Titel des Romans ist inspiriert von der Tragödie Die Perser des griechischen Dichters Aischylos, dem ältesten erhaltenen Drama der Weltliteratur. 472 v. Chr. uraufgeführt, setzt es sich mit dem Feldzug auseinander, den Xerxes' I. 480/479 v. Chr. mit einer riesigen Streitmacht unternommen hatte, um ganz Griechenland zu unterwerfen. Auch in den Persern werden die Ereignisse aus persischer Sicht geschildert:

 

Königinmutter Atossa hatte einen verstörenden Traum. Tatsächlich trifft wenig später ein Bote aus dem fernen Westen in Susa ein und überbringt eine erschütternde Nachricht: In der Seeschlacht von Salamis wurde die persische Flotte von den zahlenmäßig weit unterlegenen Schiffen der Griechen zerschlagen. Die Perser sind besiegt, viele von ihnen haben ihr Leben verloren, Xerxes selbst befindet sich auf der Flucht.

​

​150 Jahre später erleiden die Perser eine noch weit verheerendere Katastrophe. Daher der Titel des historischen Romans, der dieses Ereignis schildert: Die Perserinnen.

Die Perserinnen

bottom of page